…obwohl diese eine große Hilfe für Einsatzkräfte darstellt.

Die Herausforderungen für Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst bei schweren Verkehrsunfällen werden immer größer: Autos werden stabiler gebaut und die Zahl der Fahrzeuge mit alternativen Antrieben wächst. Mehr Sicherheit und eine schnellere Rettung versprechen Rettungskarten – doch nur die wenigsten nutzen sie laut Tüv in Hann. Münden und der Mündener Feuerwehren.

„Nicht alle Fahrzeuge sind baugleich. Dort, wo verstärkte Metalle verbaut sind, können Schere und Spreizer nicht effektiv eingesetzt werden“, betont Guido Geese, Leiter der Tüv-Station Hann. Münden. Ein falscher Werkzeugeinsatz koste so nicht nur Zeit, sondern bedeute für die Retter auch große Gefahren. Beispielsweise können elektrische Leitungen und Sensoren unterschiedlich verlaufen und versehentlich durchtrennt werden. Um sich zu schützen, greift die Feuerwehr laut Mündens Stadtbrandmeister Dieter Röthig auf diverse Schutzmaßnahmen zurück, unter anderem auf spezielle Netze, die nachträglich auslösende Airbags auffangen.

Vor allem moderne Fahrzeuge sind für die Einsatzkräfte trotz regelmäßiger Schulungen noch weitestgehend Neuland. Autos mit alternativen Antrieben seien noch selten auf den Straßen in der Region unterwegs, es fehle schlicht die Erfahrung bei ihrer Bergung. Rettungskarten seien daher unerlässlich: In ihnen sind für die Retter wichtige Punkte wie Batterien, Gasgeneratoren für Airbags, verstärkte Holme oder auch der Fahrzeugtank eingezeichnet.

So ist durch farbige Unterlegungen schnell sichtbar, wo Gefahren lauern und wo ein Fahrzeug mit Schere und Spreizer geöffnet werden kann. Feuerwehr und Tüv raten deshalb dringend, die Rettungskarten in Farbe auszudrucken und hinter der Sonnenblende auf der Fahrerseite zu platzieren. Aus Erfahrung haben das bislang jedoch nur wenige Fahrer gemacht.

 

Gibt es die Rettungskarte für mein Automodell?

Mittlerweile bieten alle Hersteller und Importeure standardisierte Rettungskarten an. Für fast jedes Modell gibt es schon ein solches Datenblatt. Wichtig ist, die Karte als farbigen Ausdruck im Auto zu hinterlegen, denn die Rettungskräfte arbeiten mit Farbkennzeichnungen, betont Mündens Stadtbrandmeister Dieter Röthig. Die Datenblätter können auf den Internetseiten der Fahrzeughersteller sowie des Tüv-Nords und des ADAC heruntergeladen werden. Bei nachgerüsteten Wagen, zum Beispiel mit einer Gasanlage, sollte man sich direkt an den Nachrüstungsbetrieb wenden. An jeder Tüv-Station, so auch in Hann. Münden, gibt es außerdem kostenlose Hinweisaufkleber, die man sich innen an die Windschutzscheibe kleben kann. So sehen die Rettungskräfte sofort, dass eine Rettungskarte im Wagen vorhanden ist.

Hier geht es zu den KFZ-Rettungskarten

Wieso sind Einsätze ohne Rettungskarte schwierig?

Moderne Fahrzeuge sind unterschiedlich ausgestattet und aus hochfesten Materialien gebaut. Das macht beispielsweise die Rettung aus einem stark verbeulten Auto nicht einfach, Feuerwehr und Bergungskräfte können schwere Geräte wie Karosseriescheren und -spreizer nicht einfach beliebig am Fahrzeugrahmen ansetzen.

Bei stark deformierten Wagen, zum Beispiel nach einem schweren Verkehrsunfall, können Fahrzeugtypen und Baujahre außerdem oft nicht ohne Weiteres ermittelt werden. Die Feuerwehr erfragt zwar bei der Rettungsleitstelle in Göttingen über das Kfz-Kennzeichen alle wichtigen technischen Daten ab und kann also auch ohne Rettungskarte im Auto arbeiten. Bei Verkehrsunfällen spielt die Zeit, die bis zur Rettung vergeht, aber eine große Rolle. Eine vorhandene farbliche Karte spart daher wertvolle Zeit.

Was ist auf der Rettungskarte zu sehen?

Jede Karte zeigt den schematischen Aufbau des jeweiligen Wagens, informiert der Tüv Nord Hann. Münden. Farblich ist auf dem Datenblatt die Lage wichtiger Bauteile wie beispielsweise Airbag, Steuergerät, die Batterie oder der Kraftstofftank gekennzeichnet (siehe Grafik). Auch können die Einsatzkräfte anhand des Datenblatts ablesen, an welchen Stellen die Karosserie verstärkt wurde.

Gibt es die Rettungskarte auch für E-Autos und Hybride?

Ja. Rettungskarten für Elektro-Fahrzeuge und Fahrzeuge mit Hybridantrieb sind auf den Straßen in der Region noch eine Minderheit, ihre technischen Eigenheiten sind den Rettungskräften daher oft nicht bekannt. Das kann gefährlich werden: Spannungen von mehreren Hundert Volt gehen durch die Leitungen von E-Autos. Werden diese versehentlich gekappt, kann es zu schweren Verletzungen kommen. Auch bei auf Gas nachgerüsteten Autos ist es für die Einsätzkräfte wichtig zu wissen, wo sich Gasanlage und Sicherheitsventile befinden.

 

 

So helfen auch Sie der Feuerwehr und den Rettern!

Nach einem Unfall können Hochvolt-Stromleitungen Retter oder auch Unfallopfer gefährden.  Setzt ein Retter nach einem Unfall Spreizer oder Rettungsschere unbedacht kann, kann das im Extremfall für den Retter tödlich sein. Umso wichtiger ist es für die Einsatzkräfte zu wissen, an welchem Teil der Karosserie die Retter gefahrlos ansetzen können und wie sie das Hochvoltsystem eines Elektroautos deaktivieren können.
Für die schnellere Befreiung der Fahrzeuginsassen sorgt die Rettungskarte.
Alle Hersteller von Elektro- und Hybridautos bieten für ihren Fahrzeugtyp eine Rettungkarte zum Download an.  Autobesitzer sollten diese in Farbe ausdrucken und am Besten in einer Rettungskartenhalterung im Fahrzeug hinterlegen; diese schützt die Rettungskarte, reflektiert bei Nacht und sorgt dafür, dass die Rettungskräfte schnell an die notwendigen Informationen kommen.
Nach der Bergung sollten Elektrofahrzeuge im Außenbereich, weg von brennbaren Stoffen abgestellt werden. Eine Brandentwicklung auch Stunden nach dem Unfall kann nicht ausgeschlossen werden. Hierfür gibt es mittlerweile eigens entwickelte Container, die man mit Wasser fluten kann.
Mehr Informationen zur Rettungskartenhalterung finden Sie hier.

 

Quelle: HNA  – Margarete Leissa